29. Juli 2020

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Mit der Klopftechnik Emotionales Essen beenden

Von Ilga Pohlmann

Zum Mitnehmen aus der Folge 
Die Klopftechnik ist eine sehr einfache und schnelle Methode, um tiefer liegenden Schmerz zu erreichen und ihn zu heilen. Es klingt zu schön um wahr zu sein, aber Heilung kann und darf einfach sein. Auch wenn wir das immer anders gelernt haben.

Podcast-Transkript

Klingt seltsam, hilft aber trotzdem.

Als ich vor vielen Jahren das erste Mal von der Klopftherapie hörte, dachte ich auch: „Was ist das denn Verrücktes?!“ Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass ich mit dieser Methode wenige Jahre später Menschen helfen würde, ihr Emotionales Essen zu lösen. Ich kam mit der Methode bei einem Arzt in Kontakt. Während der Akupunktursitzung bei ihm erzählte ich, dass ich schreckliche Flugangst hatte und es nicht schaffte, meine Freundin in Kanada zu besuchen, weil ich den Flug nicht buchen konnte. Da sagte er: „Ich habe da einen Kollegen, der hat eine ganz tolle neue Methode aus Amerika!“ Bei ihm sollte ich doch einfach mal eine Sitzung buchen. Bei dieser Methode würde man bestimmte Punkte am Körper klopfen, während man in die Angst versetzt wird, und dann würde diese Angst verschwinden. 

Einfach so verschwinden?

Dafür war die Angst, die ich über so viele Jahre gefühlt hatte, doch viel zu stark! Ich war jedoch so neugierig, dass ich die Sitzung buchte, und ich sage euch: meine Flugangst war weg! Es gab noch ein paar Situationen, in denen sie wieder getriggert wurde. Sie zeigte sich immer dann, wenn ich im Flugzeug saß und dort etwas passierte, mit dem ich nicht gerechnet habe, wie plötzliches Klappern oder Geräusche, die ich nicht kannte. In den Momenten kam die Angst nochmal wieder, aber ich habe einfach erneut geklopft und sie ging wieder. Mittlerweile sitze ich im Flugzeug und freue mich wie ein Honigkuchenpferd, wenn das Flugzeug endlich abhebt. Heute fliege ich tatsächlich mit einem sehr freudigen Gefühl. 

Viele Jahre lang erzählte ich anderen Menschen von dieser Klopferfahrung immer wieder. Die meisten fanden das verrückt und konnten es nicht glauben: „Das ist ja schön, wenn es bei dir hilft. Ich glaube an so etwas nicht!“

Ich selbst aber habe die Klopftechnik weiterhin angewandt. Wenn ich mich aufgeregt oder geärgert habe oder wenn ich irgendwelche Probleme hatte, wandte ich sie an und probierte sie aus. Alles aber auf einer sehr laienhaften Ebene, so wie ich dachte, dass es funktionieren könnte. Erst viele Jahre später kam ich wieder richtig in Kontakt mit der Klopftechnik und begann sogar eine Ausbildung. 


Der Ursprung der Klopftherapie

Die Klopftherapie hat ihren Ursprung bei einem Psychotherapeuten Roger J. Callahan. In einem Wochenendkurs hat er sich mit den Meridianen beschäftigt und dort gelernt, welche Akupressurpunkte auf dem Meridiansystem liegen. 

Seit Jahren schon hatte er eine Patientin, die wahnsinnige Angst vor Wasser hatte. Sie konnte weder schwimmen noch duschen gehen. Sie konnte nur in ganz seichtem Wasser in der Badewanne sitzen und sich dann waschen. In einer erneuten Sitzung bei dem Psychologen klagte sie zusätzlich über große Bauchschmerzen. Da kam Herrn Callahan die Idee, sein neues Wissen über die Akupressurpunkte auf dem Meridiansystem vom Wochenende sofort anzuwenden. Die Frau erzählte also von ihren Bauchschmerzen, erzählte, wie schlecht es ihr ging und wie schlimm die Angst vor dem Wasser war, während der Psychologe ihre Meridiane und bestimmte Punkte an ihrem Körper klopfte. Da sprang die Frau plötzlich auf und schrie: „Ich habe keine Angst mehr vor Wasser!“, stürzte aus dem Raum, rannte in den Garten des Psychologen, sprang in seinen Pool und ging schwimmen. Der Arzt machte sich große Sorgen, weil er davon ausging, dass sie ertrinken würde. Aber die Frau rief nur: „Nein, machen Sie sich keine Sorgen. Mir passiert nichts. Ich habe keine Angst mehr vor Wasser!“

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Dieses Erlebnis warf natürlich sehr viele Fragen auf: Wie konnte das passieren?

Dem Arzt war ziemlich schnell klar, dass das mit den Akupressurpunkten zusammenhängen musste. Schließlich war das das Einzige, das bei seiner Arbeit neu war. Er fing an, in diese Richtung zu forschen. Er klopfte bei vielen seiner Patienten diese Punkte und hatte ganz schnelle Heilungserfolge. Aus diesem Vorgehen entwickelte er dann eine Art Therapie, von der dann Gary Craig hörte.

Gary Craig ist ein Ingenieur aus den USA, der sich mit psychologischen Themen beschäftigte und es nicht fassen konnte, wie schlecht es Vietnam-Veteranen ging, die sehr unter der posttraumatischen Belastungsstörung litten. Er fragte sich, ob es nicht noch andere Möglichkeiten gäbe als die, die die Psychologie und die Psychiatrie zur Hand hatten, um den Veteranen zu helfen. Er erfuhr dann von der Klopftherapie und war so begeistert, dass er sie auch ohne psychologischen Hintergrund lernen wollte.  Herr Callahan sagte: „Kann ich machen. Kostet dich aber eine Stange Geld.“ Craig sagte: „Machen wir trotzdem!“ Herr Callahan war gegen eine ordentliche Bezahlung bereit, Herrn Craig auszubilden. Sie begannen mit der Ausbildung. Mit der Zeit optimierte Herr Craig die Methode und nannte sie Emotional Freedom Techniques, kurz EFT. 

Als EFT ging die Methode um die Welt und hat viele Menschen begeistert. Mittlerweile arbeiten schon sehr viele Therapeuten mit ihr. Offiziell ist sie noch nicht richtig anerkannt und wird teilweise als Pseudowissenschaft behandelt. Wenn man allerdings mit den Leuten spricht, die eine Sitzung hatten, berichten sie, dass sie fühlen können, dass sich etwas verändert hat. 


Wie funktioniert die Methode?

Ja, es hört sich seltsam an. Man klopft ein paar Punkte am Körper und dann sollen sich Ängste und Probleme auflösen.

Es gibt unterschiedliche Varianten, aber mittlerweile reduziert sich das Klopfen oft auf neun oder zehn Punkte. Der Startpunkt ist an der Handkante. Danach werden fünf Punkte im Gesicht geklopft, einer am Schlüsselbein, einer unter dem Arm und einer auf dem Kopf. In genau dieser Reihenfolge werden die Punkte hintereinander geklopft, während man sich selbst gedanklich und emotional in eine Situation und ein Gefühl versetzt. Man beschreibt dieses Gefühl und klopft währenddessen die Punkte. 

Neue Erkenntnisse scheinen nachzuweisen, dass durch das Klopfen auf diese bestimmten Meridianpunkte Serotonin freigesetzt wird und genau an die Stelle im Gehirn gebracht wird, die durch die Angst oder durch das Gefühl aktiviert wurde. Dadurch trennt man die Geschichte oder die Erinnerung von der Emotion. 

Wenn man eine traumatische Erfahrung gemacht hat, ist es normalerweise so, dass man durch eine Situation getriggert und an diese alte Geschichte erinnert wird. Diese inneren Bilder gehen gleich mit der Amygdala in Verbindung und lösen dort den fight-or-flight-Modus, also den Kampf- oder Fluchtmodus, aus. Damit wird die Person in Panik versetzt und oft unfähig mit klarem Verstand zu reagieren.

Wenn man in dieser Panik ist und anfängt zu klopfen, wird offensichtlich die Verbindung zur Amygdala getrennt. Nach dem Klopfen kann man dann die Erinnerung wie einen Film beobachten, ohne dass die Gefühle angeworfen werden, dass man getriggert wird oder in Panik verfällt.

Das ist die einfachste Erklärungsvariante dazu, wie das Klopfen funktioniert. So viel weiß man darüber noch nicht. Es gibt nicht so sehr viele Studien zu dieser Arbeit. Vermutlich aus dem Grund, dass man damit einfach kein Geld verdienen kann. Denn den Zeigefinger, den man zum Klopfen braucht, hat man immer bei sich. Die Punkte hat man auch immer dabei. Und wenn man die Methode gelernt hat, dann kann man sie auch immer wieder alleine anwenden. 


Klassisches EFT 

Der Ablauf bei klassischem EFT ist immer relativ ähnlich. Man fängt an, den Handkantenpunkt zu klopfen, und gibt sich die Erlaubnis, mit dieser Methode Heilung zu erfahren. Das macht man mit einem Startsatz: „Obwohl ich das und das Problem habe, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz.“ Diesen Satz sagt man drei Mal. Anschließend fängt man an, die Punkte zu klopfen, und beschreibt so genau wie möglich den Schmerz, den man gerade fühlt. Ob es sich um körperlichen oder emotionalen Schmerz handelt, ist unwichtig. Beim Klopfen geht man Stück für Stück tiefer in seine Gefühle hinein und versucht, immer genauer zu beschreiben, was gerade in einem vorgeht. Während man die Punkte klopft, kommt man automatisch tiefer. Man trägt das Problem wie eine Zwiebel Schale für Schale ab und kommt irgendwann zum Kern. Dort kann man erkennen, warum man dieses Problem hat, und kann es lösen.

Die Klopftechnik speziell für Emotionales Essen

Die Methode, die ich Jahre später nach meiner Erfahrung mit klassischem EFT gelernt habe, beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Thema Emotionales Essen (Was ist Emotionales Essen?) und Sucht. Sie funktioniert ein bisschen anders. Sie arbeitet mit dem inneren Kind. Man nutzt das Verlangen auf das Essen als Triggerfaktor und verfolgt das Gefühl, das das Verlangen nach Essen auslöst, in der Zeit zurück. Während man klopft, erreicht man so das innere Kind, das mit diesem Essanfall zusammenhängt. Das Kind hat damals irgendetwas erlebt, das es überfordert hat, und genau diese Gefühle werden unterdrückt. Und um sie besser unterdrücken zu können, möchte man essen. Wir sind hier ganz schnell beim Thema Emotionales Essen und Trauma

Mit dem Klopfen kommt man sehr gut und sehr einfach an die Wurzel des Problems. Ohne das Klopfen ist es sehr viel schwieriger, die Ursache(n) vom Emotionale Essen zu erkennen. Viele Leute sagen mir, dass sie überhaupt keine Erinnerung an ihre Kindheit haben. Wenn wir allerdings anfangen zu klopfen, kommen doch Erinnerungen hoch, mit denen wir dann arbeiten. Und durch die Serotoninausschüttung im Gehirn, die das Klopfen anscheinend auslöst, können Situationen erfolgreich repariert werden. Das Klopfen ist anders als eine Gesprächstherapie, in der man sich erinnert und versucht, die Erinnerungen zu analysieren. Beim Klopfen analysiert man zwar auch, aber man kann dann anschließend auch das Problem gehen lassen. Das Problem kann losgelassen werden. Es kann freigelassen werden. Das ist das Magische an dieser Arbeit. 

Die Wirkung und den Erfolg des Klopfens theoretisch zu erklären, ist sehr schwer, weil es sich so unwirklich und unwahrscheinlich anhört. Das Klopfen ist eine Sache, die man am besten einmal ausprobiert und spürt. Mit dem reinen Verstand ist sie sehr schwer zu vermitteln und zu erklären. Es ist eine Sache, die man fühlt. Die meisten Leute beschreiben nach einer Klopfsitzung eine Erleichterung, ein leichteres Gefühl. Sie spüren, dass sich an dem Problem etwas verändert hat, ohne die genaue Veränderung in Worte fassen zu können. Das Klopfen braucht ein paar Tage, um nachzuwirken. In diesen Tagen sortiert sich alles im System neu und plötzlich merkt man, dass das Verhalten sich verändert. 


Das war in ganz kurzen Worten erklärt, was die Klopftherapie oder -technik ist. Ich werde in den nächsten Artikeln noch genauer darauf eingehen, mehr Beispiele bringen und euch genauer erklären, was da passiert. Außerdem werde ich darauf eingehen, was das für Programme und Erinnerungen sind, die Auswirkungen auf das Emotionale Essen und das Suchtverhalten haben. Hier bekommst du dazu schon mal einen kleinen Vorgeschmack: Heißhunger und  Selbstsabotage können Gründe für Emotionales Essen. Oft haben auch Emotionales Essen und Grenzen setzen miteinander zu tun. Oder es verbirgt sich ein Einschlaftrauma hinter einem Essensdruck. Oder das Emotionale Essen wird als Hilfe bei Hochsensibilität genutzt. Und wusstest du, dass hinter dem Jojo-Effekt auch Emotionales Essen stecken kann?

Du siehst, es ist ein weites Feld. Aber sei gewiss: Du kannst Emotionales Essen stoppen. Im Moment brauchst du das Emotionale Essen nur wahrscheinlich noch als Beschützer. 🧡

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