Zum Mitnehmen:
Emotionales Essen kann sich im Alltag ganz verschieden zeigen und aussehen.
Über die unterschiedlichen Symptome und Formen des Emotionalen Essens geht es in diesem Artikel.
Lecker zu essen, zu genießen und es ab und an auch mal zu übertreiben, gehört zum Essen und zum Leben dazu. Das ist völlig in Ordnung und menschlich. Essen ist auch dazu da, um Spaß zu haben, finde ich 🙂
In meinen Augen wird es aber schwierig, wenn es anfängt, dir und deinem Körper zu schaden.
Nimmst du vielleicht kontinuierlich zu? Hast du andere gesundheitliche Nachteile? Bestimmt Essen zunehmend deinen Alltag? Hangelst du dich von einem Snack zum nächsten? Denkst du eigentlich die ganze Zeit nur an die Kekse im Schrank? Ist Essen das Einzige, das dir in deinem Leben Freude bereitet?
Spätestens dann wird es irgendwie unangenehm.
Eigentlich dient Essen der Aufnahme von Energie, damit wir Kraft für unser Leben haben. Aber wenn es anders herum ist und sich das Leben nur ums Essen dreht, ist irgendetwas aus den Fugen geraten und wir bezeichnen das hier als Emotionales Essen.
Ab wann spricht man von Emotionalem Essen?
Essen ist notwendig. Und Freude und Genuss am Essen zu haben, gehört dazu und ist völlig gesund.
Meiner Ansicht nach beginnt das Emotionale Essen dann, wenn man das Essen nutzt, um sich emotional besser zu fühlen. Wenn körperliche Signale wie Sättigung und Körpergefühle wie "Speziell davon hab ich jetzt genug!" überhört werden und trotzdem weitergegessen wird.
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass man unter seinem Essverhalten leidet, es anders machen möchte, aber nicht kann. Der Kontrollverlust und der Leidensdruck sind für mich ziemlich sichere Zeichen, dass das Essverhalten nicht mehr entspannt ist und nicht den Körperbedürfnissen folgt.
Natürlich sind die Grenzen fließend. Es ab und an mal bei einer Feier etwas zu übertreiben, gehört auch dazu. Wenn es aus Freude heraus und ohne anschließendes schlechtes Gewissen passiert, besteht ja auch kein Leidensdruck (ok, abgesehen vom Kater ;)).
Damit du eine bessere Vorstellung davon bekommst, wann man von Emotionalem Essen sprechen kann, habe ich typische Situationen gesammelt, die auf Emotionales Essen hindeuten. Viele davon waren früher für mich Alltag. Und ich vermute, du kennst die eine oder andere Situation auch.
Bevor wir richtig einsteigen, möchte ich dir noch sagen, dass Emotionales Essen lösbar ist. Ich weiß, wie furchtbar es sich anfühlt, wenn man gerade mittendrin steckt. Vielleicht hast du das Gefühl, dass es keinen Ausweg gibt oder du schämst dich sogar für dein Essverhalten. Ich sage dir: Es gibt wirklich eine Lösung, es gibt einen Weg daraus 🧡.
Genau deswegen bin ich hier: Um dir die Lösung zu zeigen.
Ich erkläre dir, wie es zu Emotionalem Essen kommen kann. Du bist nicht blöd, faul, schwach oder verfressen, Liebes. Es gibt in deinem System gute Gründe für dein Essverhalten. Und wenn du die sehen kannst, wirst du liebevoller mit dir umgehen lernen, statt es weiterhin mit Härte zu versuchen.
Kein Wunder, dass du emotional isst! Bei all dem, was du erfahren hast – und wenn du dich nicht mehr daran erinnern kannst, wie schmerzhaft es war, dann hat das auch einen guten Grund! Dein System schützt dich davor.
Trauma ist nicht nur das, was dir passiert ist. Trauma ist auch das, was du als Kind nicht bekommen hast: Sicherheit, Geborgenheit, Sichtbarkeit, Liebe.
Lass uns das gemeinsam angehen. Ich weiß ganz genau, dass deine Situation nicht so bleiben muss.
Jetzt schauen wir uns aber erstmal an, wie Emotionales Essen im Alltag aussehen kann.
Formen und Symptome des Emotionalen Essens
Essanfälle
Essanfälle sind bestimmt die bekannteste Form von Emotionalem Essen. Für sie gibt es in der ausgeprägten Form sogar eine offizielle Diagnose: Binge Eating.
Es geht hierbei um Essorgien oder Essexzesse. Sich nicht mehr stoppen können. Kontrollverlust. Essen, bis man das Gefühl hat, dass man gleich platzt. Essen bis zur Übelkeit. So viel essen, dass es deutlich zu viel ist und der Verdauungstrakt noch bis zu ein paar Tage danach schmerzt. Natürlich gibt es hier verschiedene "Stärken", aber ich vermute, dass du das Gefühl kennst, wenn man einmal angefangen hat, nicht mehr aufhören zu können.
Ein Binge-Eating-Anfall kann mehr als eine Stunde dauern. Manchmal ist er geplant, manchmal findet er plötzlich statt. Bei den meisten Essanfällen werden mehr als 1.000 Kalorien verzehrt, wobei es auch Essanfälle gibt, in denen mehr als 10.000 bis 15.000 Kalorien konsumiert werden.
Andauerndes Zu-viel-Essen
Isst du andauernd zu viel? Bist du nach dem Essen nicht satt, sondern übervoll? Aber du konntest einfach nicht aufhören? Bewunderst du Freundinnen, die den Teller nicht leer essen müssen und die entspannt "Nein, danke!" sagen können?
Dahinter kann ein unbewusstes Gefühl von Mangel liegen, dass es nicht genug gibt und deswegen jetzt sofort alles und so viel wie möglich gegessen werden muss. Solche Prägungen können auch von älteren Generationen übertragen worden sein.
Es kann aber auch sein, dass ein Glaubenssatz dahintersteckt, der dich dazu zwingt, die Situation zu nutzen. Solche unbewussten Überzeugungen können uns weismachen, dass man solch eine Möglichkeit nicht verstreichen lassen darf, weil man sowieso nicht genug vom Leben bekommt: “Ich komme immer zu kurz!”
In meinen Augen ist der Unterschied zwischen Essanfällen und andauerndem Zu-viel-Essen, dass beim Essanfall der Kontrollverlust im Mittelpunkt steht, während das andauernde Zu-viel-Essen wie ein Pegelessen ist. Es passiert nicht wie der Essanfall punktuell, sondern nahezu bei jeder Mahlzeit und die Menge des Essens ist geringer.
Essen bei Stress
Du bist auf der Arbeit und brauchst Nervennahrung? Oder der Alltag mit den Kindern fordert sehr und lässt kaum eine Ruhepause? Du hast das Gefühl, nicht alles unter einen Hut zu bekommen und greifst zum Essen, um dich zu beruhigen? Das ist eine ganz typische Form des Emotionalen Essens und ich weiß nicht, in wie vielen Büros dieser Welt das praktiziert wird 🙂 Wenn dir das bekannt vorkommt, dann kennst du vielleicht auch die:
Süßigkeitenschublade im Büro
Hast du auf der Arbeit oder auch zu Hause einen heimlichen Vorrat an Keksen und Co.? Im Notfall weißt du, dass du dort immer etwas findest? Es ist die verlässliche Reserve, auf die man in stressigen Momenten, aber auch zur Belohnung und Entspannung zurückgreifen kann. Oder es ist eine Möglichkeit, das Loch der Langeweile oder Unerfülltheit in dir zu füllen, das sich immer wieder zeigt, weil dein Job dir nicht das gibt, was du im Leben tun willst.
Das sind alles emotionale Gründe fürs Essen! Oder knurrte etwa der Magen vorher?
Essen zur Erdung
Das hier ist eine Form des Emotionalen Essens, die oft sehr unbewusst abläuft. Aber vielleicht kennst du das? Du bist wie aus deinem Körper herausgetreten, dein Fokus liegt nicht bei dir, sondern eher bei anderen, und du spürst dich selbst nicht mehr so richtig.
Das passiert meist hochsensiblen Menschen, die nicht gelernt haben, mit ihrer Hochsensibilität umzugehen. Bei mir im Programm landen viele Hochsensible! 🙂 Emotionales Essen scheint bei Hochsensibilität verbreitet zu sein. Verständlicherweise, denn Essen kann dabei helfen, wieder in den Körper zu kommen. Das Schlucken, Kauen und der volle Bauch holen den Fokus zurück in den Körper, dort wo wir fühlen können, um wieder ganz da sein zu können. Auch hier motiviert nicht der Hunger zum Essen.
Viele emotionale Esser nutzen das Essen auf diese Weise ganz unbewusst, um sich zu erden. Zum Glück gibt es aber noch andere Formen der Erdung, die nichts mit Essen und Essanfällen zu tun haben und die genau so gut wirken (z.B. in die Natur zu gehen oder die Vitori-Matte zu nutzen).
Abends vor dem Fernseher essen
Das Naschen und Knuspern abends vor dem Fernseher ist ein ganz häufiges Szenario von Emotionalem Essen (Knackiges Essen wirkt oft stressabbauend.) Aber meinst du, es ist der körperliche Hunger, der nach dem Eis, der Schokolade oder den Chips verlangt?
Oft überdeckt das Essen am Abend etwas Anderes: vielleicht den Ärger darüber, dass man den Tag nicht so verbringen konnte, wie man es sich gewünscht hätte. Eine Traurigkeit darüber, dass das Leben anders ist, als man es sich vorgestellt hat. Oder der Tag war so anstrengend, dass zumindest am Abend eine Belohnung und eine Entspannung her muss. Manche sind auch einfach gelangweilt und unterfordert vom Tag/Leben. Oder man fühlt sich einsam! Es gibt ganz viele Gründe und das Essen hilft, diese Gefühle nicht zu fühlen. Das Emotionale Essen beschützt dich!
Isst du abends vor dem Fernseher übermäßig viel? Warum ist das so? Hast du eine Ahnung?
(Sehr) Unregelmäßiges Essen
Für Emotionale Esser kann es typisch sein, unregelmäßig zu essen. Nach Essanfällen oder übermäßigen Mahlzeiten sorgen sich viele, zuzunehmen, und versuchen danach weniger oder nichts zu essen. Das kann dazu führen, dass es Tage mit zu viel Essen gibt und anschließend Tage, an denen fast gar nichts gegessen wird. Oft ist eine Energie der Bestrafung dahinter: Jetzt habe ich gestern schon wieder versagt. Dafür gibt es heute nichts! Und leider begünstigt das eine Verhalten das andere. Ein Teufelskreis.
Häufiges Zu-wenig-Essen
Bei Emotionalem Essen denken wir meist an Essanfälle, an zu viel Essen oder auch an "Pegel"essen. In meinen Augen gehört aber auch dauerndes Zu-wenig-Essen dazu. Der Körper sendet vielleicht Hunger, aber wird nicht genährt. Vielleicht hat er dann sogar schon aufgegeben, Hungersignale zu senden. Die Frage, die sich hier stellt: Warum versorge ich mich nicht ausreichend? Wovor habe ich vielleicht Angst? Welchen Vorteil bringt es mir, zu wenig zu essen? (Kontrolle, Macht, ...) Siehst du, dass das Essverhalten nicht von körperlichen Bedürfnissen gesteuert ist, sondern von Gefühlen wie Angst oder Sorge?
Heimlich essen
Das betrifft häufig Mamis, die gerne möchten, dass ihr Nachwuchs gesundes Essen bekommt. Die Kinder dürfen dann keinen Pudding, Kekse und Co. essen, aber am Abend gönnen sich die Mamis selbst etwas.
Die meisten sehen die Widersprüchlichkeit in diesem Verhalten (und meistens spüren die Kinder das), aber können nicht anders. Am Abend, wenn die Kinder im Bett sind, ist einfach keine Kraft mehr da und das "verbotene" Essen wird gegessen. Möglicherweise sind wir hier wieder bei emotionalen Gründen wie Belohnung für den anstrengenden Tag, Unterdrückung von Bedürfnissen, die im Elternalltag weniger Raum einnehmen können, oder Entspannung.
Hier gibt es auch noch andere Formen, wenn zum Beispiel gegessen wird, wenn der Partner aus dem Haus ist oder im Auto auf dem Weg nach Hause. Es kann auch passieren, dass Verpackungen dann extra außer Haus entsorgt werden, damit niemand etwas von dem heimlichen Essen merkt. In diesen Fällen steckt oft ein großes Scham-Thema hinter dem Emotionalen Essen.
Essen, wenn du glücklich bist
Essen ist für viele Menschen eine Möglichkeit, um gute Nachrichten zu feiern. Wenn aber Essen ein notwendiger Begleiter von glücklichen Gefühlen ist, dann liegt der Verdacht nahe, dass das Essen dafür genutzt wird, auch positive Gefühle zu unterdrücken.
Es ist nicht selten, dass Menschen es unbewusst kaum aushalten können, wenn es gut läuft. Diese Situationen können Ängste und Glaubenssätze aktivieren, die dann wieder zum Essen leiten. Solche Glaubenssätze können zum Beispiel so lauten: "Wenn es mir zu gut geht, passiert etwas Schlimmes!" oder "Ich bin nicht gut genug für so viel Glück!"
--> Das waren einige Formen des Emotionalen Essens. Erkennst du dich wieder? Was betrifft dich am meisten? Kennst du bei dir noch andere Situationen, in denen du emotional isst? (Hier bekommst du noch mehr Infos zu Was ist Emotionales Essen?)
Vielleicht kannst du aber auch gar nicht genau sagen, ob du aus körperlichem oder emotionalem Hunger isst.
Und bestimmt fragst du dich vor allen Dingen, warum du bloß in diesem Schlamassel steckst 🧡 Wie sehr habe ich damals gegen mich gekämpft und mich für mein Verhalten teilweise echt gehasst.
ICH HABE EINFACH NICHT VERSTANDEN, warum ich das getan habe.
Heute weiß ich aber, dass hinter diesem Verhalten immer gute Gründe liegen.
In meinen Augen ist Emotionales Essen eine Sucht und für Sucht gibt es immer Ursachen. Dabei geht es nie um Disziplinlosigkeit, Schwäche oder schlechte Angewohnheiten, auch wenn wir das gesellschaftlich oft glauben.
Die wahren Gründe für das Verhalten sind oft so tief im Unterbewusstsein vergraben, dass man sie gar nicht richtig wahrnehmen kann. Das Körpersystem signalisiert dann nicht, dass man sich beispielsweise das eigene Leben anders vorgestellt hat, sondern nur einen diffusen Schmerz, der sich mit Essen vorübergehend trösten lässt. Im nächsten Moment kommt der Schmerz aber wieder, da er nicht gelöst, sondern nur überdeckt worden ist. Und dann? Genau! Dann wird das Essen erneut als Lösung gewählt. (Lies hier weiter zu den Ursachen von Emotionalem Essen.)
Ach, Herzchen, wenn du da gerade mittendrin steckst, dann fühl dich erstmal gedrückt. Du bist weder Schuld noch zu doof oder sonst irgendwas Gemeines, was du dir vielleicht selbst erzählst. Du bist nämlich sogar ziemlich schlau, dass du das Essen als Lösung gewählt hast!
Glücklicherweise gibt es einen Ausweg aus diesem Schlamassel. Ich helfe dir gern dabei, ihn zu finden und das Emotionale Essen zu stoppen. <3
Alles Liebe!
Bilder: Canva